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Filmen in den USA

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Filmen in den USA #19 Mittelplatz-Story

9. September 2013
Der verschmähte Mittelplatz

So ist das eben, wenn der Flug auf früher umgebucht wird. Die Maschine ist voll und als ich entspannt eintrudele, ist da nur noch ein Mittelplatz. Eigentlich kein Ding. Doch schon etwas seltsam, wenn man zwischen einem Ehepaar sitzt. Wollen Sie nicht zusammensitzen? -Nein, wir sind seit 25 Jahren verheiratet … Ach so. Und dann fällt es einem auf. Der Mittelplatz ist das Stiefkind der Economy-Class, der Katzentisch, die größte Ungerechtigkeit. Überall woanders ist Mitte okay. Zum Beispiel im Kino – mein absoluter Lieblingsplatz: “Mitte, Mitte. Bitte!” Ganz allgemein ist Mitte vielleicht nicht top, aber eben auch nicht flop. Mittelmäßig, aber nicht eingeklemmt=ausgestoßen. Der Mann des etwa 60-jährigen Paares sitzt am Fenster, Ohrstöpsel in den Ohren, er wird sowieso schlafen. Wenn er schnarcht, soll ich mir von seiner Frau zeigen lassen, wie man das abschaltet. Ha, ha. Lustig?

Upgrade zur 1. Klasse, bitte

Warum sitzt er am Fenster, wenn er nicht raussehen will? Nun, als es etwas zu sehen gibt, ist er dann doch hellwach. Beim Bus wäre es undenkbar, aber im Flugzeug ist es ganz klar: Wer am Fensterplatz sitzt, ist auch der Herrscher des Fensters. Sonnenuntergang? Schau ich mir an! Wenn ich genug davon hab, Jalousie runter. Ja, er ist auch der Herrscher über hell und dunkel.

Ich sehe zu seiner Frau auf dem Gangplatz. Ich habe vor der Sicherheitskontrolle meine Wasserflasche heruntergekippt, ich müsste mal raus. Wer am Gang sitzt, kann aufstehen, kommen und gehen wann er will. Und schlafen. Dann muss man sie eben wecken. Wieso wollen die beiden nicht nebeneinander sitzen? Ganz klar, der Mittelplatz ist so mies, dass sich das Paar sogar auseinandersetzt, um ihn zu vermeiden. Er müsste billiger sein. Oder es müsste einen Ausgleich geben. Bildübertragung aus dem Cockpit mit Blick geradeaus in die Wolken, nur für den Mittelplatz. Denn was habe ich sonst? Die Frau klappt unsere (!) Armlehne herunter. Falls ich meinen Arm ablegen möchte. Nett gesagt. Drei Stunden später ruhen die Ellenbogen des Ehepaares auf unseren gemeinsamen Armlehnen. Der Mittelgang hat also auch keine Armlehne. So sieht es aus.

flugSehen wir das Positive. Man lernt seine Hühnchenbrust mit an den Körper gepressten Armen zu schneiden. Vielleicht braucht man das noch mal im Leben. Oder warte, nein, eigentlich nicht. Mir fällt ein Interview mit Robert Pattinson ein. Sein Luxus: Fliegen. Los Angeles – London 20 000 Dollar in der 1. Klasse. Für eine Jeans sind ihm eigentlich schon 200 Dollar zu viel. Verstehe. Und nie wieder das Problem mit dem Mittelsitz. 1. Klasse – ich komme.

Ach, was ich eigentlich sagen wollte: Ich bin wieder zurück, Berlin 16 Grad Regen, hallo Europa!

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Filmen in den USA #18 Herbst und Halloween

8. September 2013
Herbst und Halloween

Ja, sorry, darüber muss es einen Post geben. Wie ich gehört habe, liegen in Deutschland bereits die Spekulatius in den Geschäften, was ich hasse. Muss ich jetzt schon an Weihnachten denken? Denn hier –  gibt es noch eine Jahreszeit vorher und eben auch noch ein Fest vorher. Und damit meine ich nicht Halloween, sondern Thanksgiving. Wenn das wichtigste Fest einer Nation im Herbst liegt, ist es vielleicht ganz logisch, dass auch der Jahreszeit eine größere Bedeutung beigemessen wird. Mir fiel da zum ersten Mal bewusst auf, dass es auch eine farbliche Angelegenheit ist. Wir haben Ostern, verbinden damit den Frühling, das frische Grasgün und das helle Gelb (wegen der gelben Sträucher, deren Namen ich nicht korrekt schreiben kann). Und wir haben den Winter mit Weihnachten, der Weiß, Rot und Dunkelgrün ist. Schnee und Tannen, dazu die roten Bänder, Kugeln, der Weihnachtsmann.

Zwei Jahreszeiten, zwei Feste und finito. Sommer? Braucht offensichtlich kein Fest, da haben wir die Sonne und die Sommerferien. Leute amüsiert euch mit euren eigenen Vorstellungen. Und dann der Herbst. Tja. Haben wir ein echtes Herbstfest? Ich meine, eines, das alle feiern. Eher nicht, oder? Hier weiß man den Herbst zu feiern. In  den Läden hat sich schon alles farblich umgestellt. Orange/Gelb/Braun heißt die Farbkombination. Wegen der bunten Blätter, oder den Kürbisen, wegen den Sweetpotatos zum Thanksgiving Truthahn oder dem Korn, das nun reif ist und den Pilzen. Erntedankfest – könnte man das bei uns nicht mehr ausbauen? Ich lege in einer Familie, in der die meisten den Herbst für die schönste Jahreszeit halten. Endlich kann man die schönen Pullover wieder rausholen, es sich wieder richtig gemütlich zu Hause machen und bei Dunkelheit einkaufen gehen. (Ja, du!).

Halloween

TotenkUnd was ist nun  mit Halloween? Haben wir damit irgendetwas zu tun? Ist das unser Herbstfest? Nö, behaupte ich. Halloween ist uns ja sowieso angeblich nur von der Industrie eingeredet worden, als 1991 Karneval (wegen dem Irakkrieg) ausfiel und man die Kostüme und die Kamelle dann irgendwie doch noch loswerden wollte.

Egal wie: Leute, wenn ihr euch hier in den Läden umschaut, dann wisst ihr, dass das, was wir an Halloween machen, ein kleiner Witz ist. Hier kann man Totenköpfe kaufen! Mit blinkenden Augen! Und jedes Produkt hat ein Halloween Spin-Off. Dass nur die Amerikaner richtig Halloween feiern können, weiß ich eigentlich schon, seit ich das erste Mal durch den Gruselkeller unserer amerikanischen Nachbarfamilie geschlichen bin (ja, ihr!) und ANGST hatte (na ja, immerhin ist dieses Wort in den amerikanischen Sprachgebrauch eingegangen). Da kommen wir nicht ran. Also – lasst uns über ein nationales Erntedankefest nachdenken und den Herbst feiern. Und die Spekulatius will ich erst wieder im Dezember in den Läden sehen.

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Filmen in den USA #17 The Mall – The Ball

7. September 2013
The Mall

MallEinmal musste es sein. Ich meine, ich gehe hier täglich in einen Stop & Shop. Und stehe weinend an der Kasse, weil ich keine Stop & Shop Karte habe, mit der alles gefühlt die Hälfte kostet, ein Laden, der so riesig ist, dass ich mich immer noch darin verlaufe und jemanden mit dem ich den Laden betrete nicht wiederfinde, wenn wir uns trennen. Aber das kann nicht Einkaufen sein, denn es gibt ja noch die MALL. Am ehesten für mich mit dem Centro in Oberhausen zu vergleichen, also einem riesigen Einkaufszentrum, wobei die Mall hier einfach mehr bedeutet.

Die Mall scheint den Dorfplatz  zu ersetzen. Den mag es auch geben, aber wenn, trifft sich da niemand. Treffen tut man sich eben in der Mall. Hier sammelt man sich im zentralen “Fresstempel”, rechts und links verschiedene Fastfoodstände in der Mitte Bänke und Tische und die sind tatsächlich voll mit Menschen, die essen, reden, sich begrüßen. Genau das gleiche im zentral gelegenen Coffeeshop. Verglichen damit sind die Geschäfte eher leer, bis auf die Kleiderläden, da gerade “Sommerschlussverkauf” ist. Ich taumele ja eher durch solche Kauflandschaften, das ist wie mit dem Essen am Buffett, es ist einfach zu viel gleichzeitig.

The ball

Aber dann entdecke ich meinen Laden. Nicht zum Einkaufen, sondern zum Staunen. Prom, also der Abschlussball nach der High-School ist also nicht nur eine Erfindung der amerikanischen Fernsehserien, diesen Wahnsinn gibt es tatsächlich, hier in “the mall”. Ich stehe vor dem Laden, der nur dafür das ist, Mädchen, ihre Mütter, ihre Schwestern für diesen festlichen Event auszustatten. Und zwar komplett. Prom-Kleidung ist offenbar so speziell, dass man hier nicht nur das Kleid, sondern auch die Schuhe, die Tasche, den Schmuck gekommt.

Erinnert für einen Berliner sehr stark an türkische Hochzeitsläden, auch die kräftigen, pinkigen Farben. Alles wirkt nicht sehr real, was wohl daran liegen mag, dass man den Schaufensterpuppen nur noch einen Zauberstab in die Hand geben muss, um sich wie in einem Disneyfilm zu fühlen. Cinderella. Am Ende der Prom wird eine Prom-Queen und ein Prom-King gewählte, aber wenn man keine Krone bekommt, kann man sich die hier bestimmt auch nachkaufen.
Ich verlasse die Mall etwas durcheinander. Das fröhliche gemeinsame Fast-Food-Essen in Sommershorts, Flipflaps und Basecap und dann dieser Shop, in dem man sich in Cinderella verwandlen kann, um auf einen Ball zu gehen, dessen starker sozialer Druck mindestens so groß ist wie zu Aschenputtels Zeiten.

Wenn ich wählen könnte – der Ball. Beim ersten Mal. Danach bitte lieber das Miteinander im Futterhimmel.

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Filmen in den USA #16 Kingston

6. September 2013
Kingston

Nicht, dass dies hier ein Reisebericht sein soll … doch ich bin selber überrascht, wie sehr mich die Orte, die mir hier sozusagen vor die Füße geworfen werden, da ich mich ja nicht entscheide, aus eigenen Antrieb dort hinzufahren, dann faszinieren. Heute Kingston, und dort irgendwo in einem Bezirk, den man vielleicht Künstlerviertel nennen könnte. Häuser, die eigentlich verlassen aussehen, und dann doch offenbar bewohnt sind, weil ein Auto vor der Tür steht.

Wobei man nicht von dem Auto auf das Haus schließen kann. Die Autos, nagelneu und aufgepimpt, das Haus kurz vor dem Einsturz. Überhaupt Autos, eine Mischung von neu, alt, groß, klein, gigantisch (wie die Laster hier), die Vergangenheit existiert hier neben der Gegenwart und erzeugt eine schwer einzuschätzende Stimmung. Dringe ich in etwas ein oder freut man sich über Besuch?

kingstonKeine Ahnung. Stromkabel sind wie provisorisch über die Straße gespannt, führen zu Häusern, die den Strom auf diese Weise bekommen? Bezahlen?

Ist hier eine wilde, freie, anarchische und kreative Community oder ist es Armut, Verfall, Agressivität? Auch keine Ahnung, vermutlich eine Mischung aus allem, alles ist nah beieinander und verträgt sich offenbar ganz gut.

Fast möchte man ein Haus in Kingston kaufen, hier leben, um zu sehen, was dann wohl passiert. Aber gerade bin ich ganz froh, bald wieder zu Hause zu sein.

 

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Filmen in den USA #15 Endless Shelfs of Books

5. September 2013
Buchladen

Gegenüber der Hotelanlage ist ein Buchladen und es war klar, dass ich darüber bloggen würde. Sagte ich Buchladen? Es ist mehr eine, hm, Buchhalle. Ich kenne den ein oder anderen  (tatsächlich renne ich in jeden, wenn ich einen sehe …) Barnes & Nobels in New York, aber der B & N in Poughkeepsie schlägt sie alle. Sagen wir einfach, weil es eine schöne Geschichte ist – das ist auch ganz richtig so. Immerhin hat Poughkeepsie eine Eliteuniversität (das Vassar College) auf der so interessante Persönlichkeiten studiert haben wie Jane Fonda (ohne Abschluss, aha), Jackie Onassis (Frau von Kennedy und, ach, die hat also studiert), Pulitzer-Preisträgerin Jane Smiley, die Dichterin Elizabeth BischopAnne Hathaway und Meryl Streep. (Ihr seht, demnächst kann man mich als Stadtführerin anstellen). Okay, lassen wir das vollkommen unbeeindruckt beiseite. Was ich sagen wollte: Der Buchladen ist riesig und sieht aus wie eine große Bibliothek.

Vielleicht nicht so schön wie die New Yorker Bibliothek, eher so Universiätsbibliothek Berlin, aber die Regale, das fade Licht, kommt absolut hin. Erdgeschoß: Allgemeine Bellestristik und Starbucks (fein säuberlich abgetrennt), oben: Kinderbuch und – mein Reich – Jugendbuch/Spezielle Bellestristik & Graphic Novel. Ganz wichtig, die Jugendbücher stehen zwischen den Büchern der Erwachsenen und nicht  etwa in der Kinderabteilung wie bei uns. Interessante Genre-Unterteilungen: Teen Paranormal Romance und New Teen Paranormal Romance. Okay, WAS ist der Unterschied? Oder: Survival Stories. Auf vergleichsweise kleinen Büchertischen finden sich dann die Besteller und die Autoren, die versucht haben, genauso zu schreiben, wie die Bestsellerautoren, was nicht sehr einfallsreich ist, aber anscheindend funktioniert. Passion & Romance: Apfel, Kirschen und Erbeeren auf dem Cover, das wird bei uns dann auch bald kommen.

Bestseller

Den letzten Apfel auf dem Cover haben wir – na? – Genau. Auf dem Cover des ersten Twilight-Bandes gesehen (Bei uns Taschenbuch Piper, um genau zu sein). Twilight ist mittlerweile schon von Topaktuell – oberes Regalfach – ins untere Regalfach abgewandert. Auch irgendwie hart, wobei man Stephenie Meyers bestimmt nicht bemitleiden muss. Was bestsellermäßig im Angebot ist, unterscheidet sich nicht viel von dem Angebot bei uns. Natürlich ist da auch das Shades-of-Grey-und-ähnliches Regal. shadesHabt ihr von dem Aufschrei nach Bekanntgabe der Besetzung gehört? Großes Thema hier und vermutlich wieder mal viel Wirbel um nichts, wir erinnern uns an Pattinson. Lächerlich, da höre ich gar nicht hin. Und was ist das da für ein Spieleset unter den SOG-Büchern? Handschellen? Peitschen? Können da mehrere mitspielen? Nein, keine Handschellen, es gibt nur Fragen. Hm. Wobei mir eine nette kleine Abschiedsanekdote einfällt. Die Polizei in Großbritannien muss wesentlich mehr Einsätze fahren, um Menschen  zu befreien, die nackt ans Bett gefesselt sind und die Handschellen  nicht mehr aufbekommen.

Dann doch lieber das Kartenspiel …

 

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Filmen in den USA #14 Himmel über Poughkeepsie

4. September 2013
Poughkeepsie

Okay, gestern war einer dieser Tage, wo ich das Schöne suchen musste, weil es verschwunden war. Und mein letzter Blogbeitrag war ein typischer “Move”, wenn ich in dieser Stimmung bin oder in diesem Zustand. Ich habe das auch nicht gerne. Aber es ist definitiv etwas, was ich gerne beschreibe. Denn es gehört dazu. Zur Kunst, zum Leben. Daher enthält auch meine Kunst manchmal nicht so schöne Dinge. Im Großen, wie im Kleinen. In Sätzen und Büchern, genauso wie in Zeichnungen und Ausstellungen. Ich weiß, dass es einigen nicht gefällt: “Sie kann doch so nette-liebe-angenehme Bücher schreiben, wieso macht sie jetzt SOWAS?” “Die bunten Bilder von dir mag ich, aber WAS IST DAS?” Ja, was? Ich mag die Bewegung. Beide Seiten.

9/11

Zum Beispiel Poughkeepsie. Der Ort im Bundesstatt New York, wo ich mich gerade befinde (Goodreads weiß das komischerweise …). Als der Fahrer, ein Feuerwehrmann, uns vom Flughafen New York-Newark hierher gefahren hat, habe ich ihn nach dem Namen – Poughkeepsie – gefragt. Immerhin kommt er von hier, wohnt hier. Es klingt wie ein alter Indianername, fand ich. Und er: “Keine Ahnung”. Er war nett, optimistisch, gesprächig, lustig. Wir hatten ein gutes Gespräch. Und ich musste eine weitere Frage stellen – immerhin Feuerwehrmann. (Ich spreche das Unangenehme auch gerne an …). Und er hat geantwortet. An 9/11 hat eine Freundin ihm abgeraten, zum Sondereinsatz nach New York zu fahren. Sie sagte: “Die laufen hier alle mit den falschen Staubmasken rum, das ist nicht gesund. Bleib wo du bist!” Hat er gemacht. Kollegen haben Probleme mit der Lunge bekommen, Husten. Er nicht. Und dann haben wir wieder gelacht.

Himmel

Himmel-2Ich meine, das macht es irgendwie aus, dass es so nah beieinander liegt – das Schöne und das Nichtsoschöne – und ich habe es gerne nah beieinander. Im Leben, in der Kunst. Sogar in diesem Blogbeitrag. Gestern war Poughkeepsie der hässlichste Ort der Welt. Ich war mir ganz sicher. Heute dann dieser Himmel und ich schwöre, so etwas habe ich noch nie gesehen. Als ob man die Erdkrümmung sieht, sagt meine Begleiterin. Genauso. Und aus irgendeinem Grund, wollte ich es dann doch noch mal wissen, mit dem Namen dieses Ortes. Und … klar ist es eine indianische Bezeichnung: Uppu-qui-ipis-in oder U-puku-ipi-sing bedeutet so viel wie „Hütte (oder Lager) am (kleinen) Wasser“. Gemeint ist eine Quelle oder ein Zufluss des Hudson River. Hm, was für ein  schöner, poetischer und verrückter Name. Ich glaube, jetzt muss ich den Ort einfach lieben.

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Filmen in den USA #13 Labor Day

3. September 2013
Labor Day

Heute ist Labor Day in den USA. Tag der Arbeit und warum der in den USA nicht im Mai, sondern lieber im September gefeiert wird – keine Ahnung. Der erste Montag im September ist arbeitsfrei und markiert gleichzeitg das Ende der Ferien oder optimistischer gesagt: ein letztes freies, langes Wochenende, bevor es in den Herbst geht. Für heute habe ich mir zwei Dinge vorgenommen (neben dem Üblichen): Die direkte Umgebung hier zu dokumentieren – ja, dies ist der Tag der Wahrheit – und Herauszufinden, was Labortag eigentlich bedeutet. Nun. Die Deutschen gehen ganz unbeeindruckt ans Set und drehen völlig unbeeindruckt und es ist auch nicht so, dass die Geschäft geschlossen hätten. Im Gegenteil. Seit Tagen hängen überall Schilder in den Läden für den Labor-Sale, womit dann ganz schnell die Frage geklärt ist, was man an dem Tag macht. Logisch, es gibt Tage, da arbeitet man, und Tage, da gibt man das Geld aus, das man verdient hat. Denn heute ist alles billiger.

Gut und Billig

Das Preissystem hier ist speziell und ich hatte das Glück, eine vollständige Lektion zu bekommen, als ich mir gestern eine Jacke bei Macys gekauft habe. Die Jacke gefiel mir und mir gefiel auch das Schild 40 % off. Wahnsinn, fast die Hälfte, weil Labor Day-Sale. Wenn es eine Jeanshose gewesen wäre, hätte ich sogar noch den 10 Dollar Gutschein bekommen. Den Bonus also nicht. Dann gab es aber noch zwei Schilder für Menschen mit einer Macys Karte, die unter bestimmten Bedingungen bis zu 100 % Rabatt bekommen konnten . HÄ? Egal, mir reichten 40 % und ich ging zur Kasse. Ich glaube, es war eine Filialleiterin, denn sie erlaubte ständig anderen Verkäuferinnen auf die Toilette zu gehen, jedenfalls war ich in erfahrenen Händen. Labor Day ist für Verkäufer so etwas wie Weihnachten. Sie können die Käufer mit Rabatten bescheren. Macys-Karte? Nope. Na, das bekommen wir doch hin, denn – Moment mal: Tipp, tipp, tipp in den Taschenrechner, mit der Karte müsste ich nur noch 40 % für die Jacke bezahlen! Na, ist das was?! Kreditkarte und Führerschein? Kreditkarte: ja, Führerschein: nein. Etwas anderes? ID? Nein, nicht dabei. Hm. Und wo wohne ich? Hotel – Hm. Hm. Ich müsste hier eine Adresse haben. Blick auf den Computer=Kasse. Hm. Ich wage zu sagen, dass ich die Jacke auch so nehmen würde. Ich habe vergessen, wieviel sie kostet, ich habe den Preis vergessen, als ich zum ersten Mal gerechnet habe, also okay, oder? Nein, eigentlich will sie mich nicht so gehen lassen. Doch – nein es geht leider nicht. Hm. Schade. Ich soll morgen wieder kommen. Okay? Cherio! ***

Umgebung

Nun, ich komm nicht wieder. Ich lade mir am Morgen eine neue Foto-App auf mein iPhone, die absolut geeignet ist, damit die Umgebung zu erkunden. (Merke: aus hässlichen Dingen kann man immer noch Kunst machen). Bevor es wie verrückt zu schütten beginnt, mache ich also eine kleine Tour um das Hotel, das wie eine Insel auf einem Parkpatz liegt, der fast die gleiche Grundfläche einnimmt. Und ihr dachtet, ich bin im Paradies, nicht? Auf der nächsten Insel sind ein paar Geschäfte, das Übliche: Diner, Starbucks, ein Möbelladen. Moment mal – ich seh’ da was, da muss ich rein. Denn hier sind sie endlich! Die Sessel, die bei Starbucks immer rumstehen, und die man in Deutschland nirgendwo kaufen kann! (Wir haben es versucht). Das gibt es doch nicht. In allen Größen und Farben und Formen. Die will ich haben. Kurze Überlegung, ob ich mir einen Sessel kaufe. Na? 20 % off Labor-Sale und dann noch Sommerschlussverkauftsrabatt und wenn ich mir noch eine Store-Karte hole – fast geschenkt. Bleibt nur die Frage, wie ich das Ding nach Hause bekomme …

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Filmen in den USA #12 Time Square

2. September 2013
New York – Time Square

Ich muss noch einmal nach New York zurückkehren, zumindest mental. An einen Ort, den ich überhaupt nicht verstehe. Was geht da vor? Time Square. Nun, eigentlich weiß ich es: Dort befinden sich etwas 40 Theater, Musical-Häuser, dazu Kinos, das MTV Studio, Sony, die Vogue, ja, ja. Früher ein magischer Ort, mit berühmenten Hotels, zitiert in jedem New York Film, später verwahrlost, in den 80ern wiederbelebt.

Das meine ich nicht. Ich meine: was geht da eigentlich ab? Es laufen so viele Reklamefilme gleichzeitig, dass man sich auf keinen richtig konzentrieren kann. Ein Film geht in den anderen über, eine Reklame in die nächste. Es ist eine einzige Farbexplosion, ein riesiger Kaugummiautomat mit bunten Kugeln.
Diesmal besonderes heftig, da etwa 50, wahrscheinlich aber 100 Menschen (vermutlich arme Studenten…) als Micky Maus, Freiheitsstatur, Oskar aus der Sesamstraße, Woody aus Toy Story und so weiter verkleidet herumlaufen.

Groß und bunt

time SqSeit ich als sehr kleines Mädchen in Berlin auf dem Ku-Damm von einem großen Bären mit Berlinschärpe begrüßt worden bin, habe ich ANGST vor lebendigen Souveniers. Gut, aber das gehört vielleicht nicht hierher. Denn ansonsten bin ich und war ich auch diesmal wieder absolut fasziniert  vom dem zu viel, zu groß, zu bunt an dieser Stelle von New York. Es ist wie Weihnachten als Kind, man war so klein, der Baum so groß, und bunt und alles glitzerte. Boah!  Über die Jahre wird man größer – vielleicht der Baum auch kleiner – und am Ende lächelt man nur noch lässig – Been theredone that. Aber am Time Square … jedes Mal das Gleiche. Man biegt um die Ecke, sieht die Lichter und – BOAH. Selbst jeder Lastwagen und jedes Taxi sieht auf einmal nur noch wie ein vergrößertes Spielzeug aus. WOW. Ich glaube, das ist es. Und nur darum geht es hier. Hat das mit Kunst zu tun? Naaa, eher nicht. Mit Leben? Nope. Schon gar nicht. Das ist einfach nur Show. Tada! – Enjoy.

 

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Filmen in den USA #11 Central Park

1. September 2013
Central Park

Die grüne Lunge von New York, wie man so sagt. Und, ja, wenn man aufatmen will, ist man hier richtig. Ich schleppe mich mit letzter Kaft (zu heiß, zu laut, zu voll) in eine der äußersten Ecken des Parks, die Playground-Ecke, picknicke und sehe staunend, dass man dort einen kleinen eingezäunten Rummel in einer Senke aufgebaut hat.

Spaß kannst du eben nur haben, wenn die Natur draußen bleibt. Okay. Daran glaube ich nicht und schlage mich in den Park, den ich sonst nur im Frühjahr und Herbst kenne und der mir auf einmal wie ein Urwald vorkommt. Von hier aus scheint der Park die Stadt langsam zu erobern. Obwohl man versucht, alles unter Kontrolle zu halten.

Kleine Zäune trennen Erde von Gehweg und nur ein paar abenteuerliche Jugendliche sind auf einen Felsen (!) geklettert, hocken da oben und grinsen herunter. Ich bin hin- und hergerissen, wie gut ich diese Parkgestaltung finde. Ich meine, ich liebe ihn für viele Dinge, die man in deutschen Parks eindeutig vermisst. Ausreichende Sitzgelegenheiten zum Beispiel. Hier gibt es überall Bänke und die Möglichkeit, sich auf die Wiese zu setzen. Wir Potsdamer, mit unseren Parks, die zum Weltkulturerbe gehören, wissen, dass das nicht selbstvertständlich ist.

Hot Dog Time

Und auch die Möglichkeit, mir überall etwas zu Essen zu kaufen. Tschuldigung, aber in der Natur bekomme ich Hunger. Hotdog/Eis/Prezelstände. Das kenne ich in Berlin nur aus dem Zoo und fand das immer so einleuchtend. Dazu diese kleinen Wasserspender, die aussehen wie Vogeltränken, aber perfekt sind, wenn man ein wenig Durst hat. Das Wasser kann man trinken, ich habe es getestet und lebe noch. Nach einer Woche hier habe ich mich auch schon daran gewöhnt, denn es schmeckt, als ob man einen Schluck aus dem öffentlichen Schwimmbad  nimmt.

Der See

Zum ersten Mal gehe ich um den “Lake” und sehe zurück auf die Stadt. Mann, ist der groß! Dabei ist es nur einer der kleinen Seen im Park. Wahnsinn, die Aussicht, die Boote auf dem See, die Bäume dahinter und für einen Momnet habe ich das Photoshop-Gefühl, drei Ebenen, einfach in einanderkomponiert. Sorry, Städter eben. Als ich dann noch über eine kleine Holzbrücke gehe und den Zugang zum See finde, habe ich den Kontakt zur Relaität endgültig verloren. Perfektes Szenenbild. Logisch auch, dass ich nicht mehr aus dem Park herausfinde. Einzige Erinnerung: Es ist nicht so einfach und das ist vermutlich auch volle Absicht. Von wegen Lunge! Central Park ist Herz und Blutkreislauf dieser Stadt.

Essen

 

 

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Filmen in den USA #10 Midtown New York

31. August 2013
Midtown Girl

Ein drehfreier Tag – ich muss sofort nach New York! Wenn die Stadt ein Mann wäre, hätte ich ein echtes Problem. Gefühlt würde ich gerade gerne dort bleiben, no matter what. Doch erstmal ist es nur ein weiteres Date. Diesmal Midtown, denn Manhattan teilt sich für mich perfekt in zwei Welten.

Downtown – die Seinfeld-Welt (obwohl Seinfeld in Midtown wohnt)

Midtown – das Gossip Girl-Universum.

Downtown steht dabei für alles, was mich als Malerin/Schriftstellerin ausmacht, Midtown für die Geschäftsfrau/Agentin/Verlegerin in mir. Die Malerin schoppt nicht. Die Autorin schon gar nicht. Das höchste der Gefühle: Ein iPhone Stecker.

Midtown Lady

Die Agentin/Verlegerin ist anders. Sie mag schöne Dinge. Und was das Outfit angeht, gibt es eine einfache Regel: Schuhe, Sonnenbrille, Kosmetik – von absolut bester Qualität – was teuer bedeutet. Um den Rest kümmert sich die Künstlerin und findet kreative, günstige, geniale Lösungen. Heute war Geschäftsfrau-Tag. 5. Avenue, Shoppen. Wieso hat Bobby Brown die Verpackung ihres Concealers geändert?

Die vorherige war genial, unten der Puder, oben der Concealer, im Deckel ein kleiner Spiegel. Das gefällt mir gar nicht, die neue Verpackung sieht billig aus. Ich kämpfe mit mir, aber das kann nicht gekauft werden, obwohl es einer der weltbesten Concealer ist. Stattdessen nehme ich ein cremiges Rouge von Bobby Brown, Farbe Powder Pink, der Name schon Poesie und die Farbe genial. Wenn ich im Shoppingmodus bin, dann kann ich schnell und viel kaufen. An guten Tagen ist das auch ein kreativer Akt, keine Fehlkäufe, nur mutige neue Entscheidungen, eine Persönlichkeitserweiterung. Die Malerin versteht das, Farben und Stoffe sind wichtig, die Autorin ist skeptisch, aber dann gibt es viele kleine Beobachtungen, wie sollte ich sonst meine Bücher schreiben?

Beauty and Beast

Allein die heftig überschminkten Verkäuferinnen in den Kosmetikabteilungen wären mindestens eine Kurzgeschichte wert. Gegessen (immer wichtig) wird unterwegs. Pret a Manger. Sehen die kleinen Sternchen nicht wie die auf meiner Website aus? Genau. Und die roten Sternchen bei Macy`s auch. Mit den kleinen Delikatessen geht man dann wie die New Yorker am besten in den Central Park, sucht sich eine schöne Stelle auf einer der Wiesen und picknickt. Genial. Und hier sind sich glücklicherweise alle meine Persönlichkeitsanteile einig. Aber davon erzähle ich morgen …

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