#Kunst #Travels

Kunst & Meer 2021

3. September 2021
Kunst & Meer
Kunst und Meer

Mittelmeer, wo bist du?

Jede/r kennt diesen Moment im Leben, wenn etwas Altes – die Beziehung, eine Arbeit, eine Beschäftigung, ein Wohnsitz – ausgelebt ist und die Sehnsucht nach etwas neuem entsteht. Zu diesen Zeitpunkten meines Lebens reise ich gerne. Suche nach neuen Eindrücken, frischen Bildern, anderen Lebensweisen.

Dazu kam, dass ich mein Stipendium des Deutschen Literaturfonds dafür nutzen wollte, für ein Buchprojekt zu recherchieren. Dafzu wollte ich ans Mittelmeer reisen, die Situation während Corona auf den Campingplätzen in Frankreich erkunden, all das, was meine Protagonist:innen erleben würden, leben. Schreiben ist für mich eine künstlerische Tätigkeit, etwas zu dem ich inspiriert sein möchte, das weniger ein Job ist, sondern mehr eine Berufung. Daher war klar, dass es nicht nur um Fakts gehen würde, sondern um den besonderen Vibe der Reise, die Stimmungen, die Atmosphären an bestimmten Orten.

Roadtrips spielen auch in meinen Büchern oft eine Rolle, weil sie Reisen sind, die nur ein Ziel haben: Zu sich selbst zu kommen. Allerdings kein dramatisches:  “Ich will noch mal das Meer sehen bevor – ich sterbe”, sondern eher: “Mal sehen, wie ich so bin, wenn ich mich mal wieder in eine unerwartet neue, kreative Situation bringe.”

Improvisation

Improvisation heißt für viele: Das Beste aus einer Sache machen. Weil die Zeit fehlt oder die Ausrüstung.

In der künstlerischen Praxis bedeutet es für mich noch ein wenig mehr. Nämlich mich unabhängig von Gegebenheiten oder Material zu machen und das, was ich mache auf das Wesentliche zu reduzieren. Die Aussage, die Botschaft, wobei es dabei nicht um eine Nachricht geht, die man 1 zu 1 entschlüsseln kann, eher eine Energie und ein Gefühl, was ich treffen möchte. Improvisation bedeutet Unsicherheit und Ausprobieren, es heißt aber ganz oft auch, die beste Lösung zu finden, die noch niemand vorher erdacht oder erschaffen hat. Etwas Neues.

Auf einem Roadtrip heißt es für mich auch, mich auf immer neue Situationen einzustellen, eine starke und sichere Position zu finden, unter allen Umständen.

Camping bei einer niederländischen Künstlerin in Portugal

Ich gebe ganz offen zu, dass Camping für mich kein Sehnsuchtsort ist. Hey, was spricht gegen ein schickes Hotel, eine großes Bett und frisches Bettzeug?

Auf dieser Reise gab es alles, Schlafen im Wagen, im Mini- und Maxizelt, im Designerhotel und sogar den Komfort eines Glampings, was die beste Kombination ist, wenn du in der Natur sein möchtest (auf Strom, Wlan verzichten kannst) und trotzdem auf einem weichen Bett mit frischem Bettzeug liegen und eine eigene Terrasse bewohnen möchtest. Glamp away.

Wenn du also auch eine Partner:in hast, die gerne campt und selber lieber in einem weichen Bett liegst, dann ist Glamping die beste Alternative, die ich empfehlen kann.

In Sao Luis war das dann sogar sustainable möglich, also mit Torftoilette und Solar-Beleuchtung.

Nachhaltigkeit und Kunst

Was mit an dieser Stelle und diesem Ort klar wurde: Umweltbewusstsein kann und möchte ich auf jede Situation meines Lebens anwenden. Also auch in der Kunst. Da ich viel mit Farben und (giftigen) Pigmenten arbeite, war mir klar, dass ich hier eine größere Bestandsaufnahme gehen muss.

Kunst & Meer Katrin Bongard

Glamping in Portugal

Vieles, was ich auf der Reise gesehen habe (und auch Thema meines Buchprojekts werden wird) hat mit dem bewussten Umgang mit – allem – zu tun. Das lag nicht nur, aber natürlich auch and der besonderen Corona -Sitauion. Denn 2021 musste man eigentlich noch überall eine Maske tragen und den Impfpass vorzeigen. Der bewusste Umgang – nicht nur mit der Umwelt und Energie, auch und en Begegnungen mit Menschen, der Ernährung.

Während die Übernachtungen eher improvisiert waren, gab es gut geplante Besuche in Museen, Sehenswürdigkeiten (was für ein Wort …) und Kunstorten, die auf der Strecke lagen oder für die wir einen Umweg gemacht haben.

Als Künstlerin interessiert mich Kunst in Museen immer auf zwei Werte: Was ist ausgestellt und wie wird es präsentiert. Beides gehört für mich zusammen, auch in meiner künstlerischen Arbeit.

Und mich interessieren kleines Kunstorte und Galerien oder unabhängige Projekte genauso wie die großen Museen mit den großen Bildern. Moderne Kunst, genauso wie historische. Junge Künstler:innen ebenso wie alte Meister:innen.

 

Kunst &Meer

Anselm Kiefer in Bilbao

 

Kunst und Leben

Es gibt Menschen, die fragen mich, warum ich – überhaupt – Kunst mache? Was kann man daran verdienen? Was habe ich davon? Kunst & Meer – Kunst ist mehr.

Denn es gibt die großen Museen, die trotz Corona-Auflagen und Mundschutz besucht waren. Und – auch wenn ich hier in Bilbao praktisch allein mit Anselm Kinder und seinen grandiosen Sonnenblumen bin – das Museum war sehr gut besucht.

Im LUMA in Arles mussten wir vor den kleinen Räumen Schlange stehen, da sich immer nur eine bestimmte Anzahl von Leuten im Raum aufhalten durfte. Und wir haben gewartet, mit vielen anderen internationalen Besuchern.

Kunst bringt Schönheit, Klarheit und Inspiration in unser Leben. Aber genauso das Gegenteil: Fragen, Verstörung, Zweifel. Denn all das gehört zum Leben. macht es spannend, abwechslungsreich – reich.

Das liebe ich an der Kunst, die Möglichkeit, mich mit diesen Fragen und ihren Antworten auseinanderzusetzen. Die Leinwand oder einen Ausstellungsraum zum Improvisationsraum, Labor, Studio zu machen, weil ich dort etwas herausfinden kann. Über mich, die Welt, das Leben, das was uns hier alle beschäftigt, auf der Erde und darüber hinaus.

Kunst und Inspiration

Ich bin sehr inspiriert von dieser Reise zurückgekommen. Besonders beeindruckt hat mich eine Reihe von Arbeiten im LUMA von Pierre Hyghe.

Mental images can flow from one mind to another, outside the field of appearance, like a synthetic telepathic conversation. They can also be externalized from the minds of the subjects and manifest physically. It would then be possible to witness the creation of a collective imagination, as in a neural ritual. Mind’s Eyes are mental images extracted from UUmwelt, artefacts of the field of the imaginary, precipitated occupying space. They are in an ambiguous continuity between visual human imagination, artificial intelligence, data and matter.
Pierre Huyghe

Die Videoarbeit stand in einer der noch umrenovierten Fabrikhallen auf dem Gelände des LUMA. Hier siehst du einen von insgesamt fünf oder sechs Bildschirmen, die über die Halle verteilt waren. Der Kontrast des staubigen Bodens zu den Hightech-Bildschirmen, die nicht nur von KI gesteuert werden, sondern auch auf die Betrachter:in reagieren. Wie perfekt der Ort und die Arbeiten miteinander harmoniert haben. Und wie die Arbeiten auf uns – die Betrachtet:innen – reagieren. Genial . Alles ist im Wandel.

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