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Über das Schreiben

Stephen King - On Writing

Stephen Kings – On Writing #7 Unterstützung

17. September 2013
Unterstützung im Schreiben

Weiter geht es mit Stephen Kings On Writing. Eigentlich wollte ich heute zu der Toolbox übergehen, den Werkzeugen, die man zum Schreiben braucht – oder auch nicht. Aber etwas Wichtiges habe ich vergessen und was das angeht, stimme ich hundertprozentig mit Stephen King überein. Daher geht es vorher um – Unterstützung.

Vor seinem Erfolg, der mit “Carrie” kam, hat King zwei Jahre lang unterrichtet und in den Sommerferien in einer Wäscherei gearbeitet. Geschrieben hat er – dazwischen. Auf den Stufen des Mietshauses, im Hinterzimmer der Wäscherei, im Trailer, den sie danach bewohnten. Es geht hier nicht um die Geschichte vom Tellerwäscher zum Millionär. Was die Kunst angeht, ist einem das egal. Man denkt vielleicht an die Millionen, wenn man, hm, ein Geschäft aufbaut, an der Börse spekuliert oder Lottolose kauft, aber sicher nicht, wenn man Kurzgeschichten schreibt. Warum? Man weiß mit absoluter Sicherheit, dass dies nicht zu den Millionen führen wird. Und es ist einem auch egal. Und das kann sehr hart für jemanden sein, der mit einem durch diese Zeit geht.

Lesefutter

Es gibt ja diese wunderbaren Geschichten, von den Verlegern, die einen jungen Schriftsteller entdecken und dann unter ihre Fittiche nehmen. Unterstützung vom Verlag. Hat es das mal gegeben? Früher? Ich bin mir da nicht so sicher. Ich habe eindeutig das Wort “Lesefutter” zu viel in Gesprächen mit Verlegern gehört. Lesefutter bedeutet, dass man vom Schreiben leben kann, weil man für den Verleger etwas schreibt, mit dem er die hungrigen Leser füttern kann. Aber Lesefutter will man auf keinen Fall schreiben, wenn man sich mit einem Job durchschlägt und nebenbei schreibt. Denn man arbeitet ja schon für das Futter und ansonsten versucht man, sich Freiräume für die Kunst zu schaffen. Man muss das tun.

Manchmal kann ein solcher Job durchaus hilfreich sein und einen auf die richtige Idee bringen. Ich mag die Geschichte von King, der bei dem miesesten und abwegigsten Job, den er hatte, auf die Idee für “Carrie” gekommen ist. Eine Geschichte, die dann sowohl einen Verleger, als auch die Leser überzeugte. (Carrie wurde übrigens neu verfilmt und kommt im Dezember 2013 in die Kinos. Trailer.)

Schreiben und Kunst

Wenn mir jemand – egal ob angehender Schriftsteller oder Maler oder Musiker – erzählt, er hätte zu wenig Zeit zum Schreiben oder malen oder musizieren, dann – äh – weiß ich, dass es nicht wirklich ums Schreiben geht. Oder Malen. Also um die Kunst. Eher um die Idee, ein Schriftsteller oder Maler oder Künstler zu sein. Und es ist eine schöne Idee: Ein helles Atelier, arbeiten, wann immer man Lust dazu hat, sich nur mit den Dinge beschäftigen, die andere als Hobby haben …

Kunst

Nun, Künstler zu sein ist eine schöne IDEE, aber eine Sache, die man unbedingt vermeiden sollte, wenn es anders geht. Wenn man es nicht tun muss. Und dass man es tun muss, merkt man ganz einfach daran, dass man sich, wann immer es auch nur menschenmöglich ist, die Zeit dafür nimmt. Neben zwei Jobs, im Krieg, in einem verborgenen Zimmer in Amsterdam, in den Abend- oder Morgenstunden. Okay, ich will darauf nicht rumreiten. Ich will sagen: Ein Schriftteller, der für die Kunst schreibt, braucht Unterstützung. Stellt euch einfach eine Party vor, ein Familientreffen, ein Abendessen bei Freunden, egal und der Tischnachbar/Tanzpartner etc fragt:

“Und, was machst du so?”

“Ich bin Künstlerin.”

“Aha, interessant. Und? Kann man davon leben?”

Und die Antwort lautet: “Nein.” (Und man hasst, sie zu geben!)

Es ist ganz einfach. Man lebt nicht von der Kunst, weil sie nicht dafür gemacht ist. Aber vielleicht verdient man irgendwann einen Haufen Geld, weil man lange genug durchgehalten hat, nie aufgegeben hat, an sich geglaubt hat und – weil jemanden hatte, der diese Zeit mit einem durchgestanden hat. Der oder die das Geld verdient hat oder einfach das karge Leben mit ausgehalten hat.

Tabitha

Am besten – diejenige ist selbst KünstlerIn und versteht einen. Jemand, für den man im Zweifelsfall das Gleiche tun würde. Mit Kings Worten:

“Whenever I see a first novel dedicated to a wife (or husband), I smile and think. There’s someone who knows.

Diese Menschen werden gerne vergessen. Auch in Vorworten oder Widmungen. King hat das nicht getan und ich will da auch nicht tun. Denn es ist wichtig, darüber zu reden, dass man jemanden – Verleger, Mann//Frau//Geliebte/n// Freund//Mentor//Lehrer braucht, um ein gutes Buch zu schreiben. Um durchzuhalten, um weiterzumachen.

Meine Schreibunterstützung
Unterstützung

Zum Glück habe auch ich jemanden, der mich in Schreibzeiten und bei meiner künstlerische Arbeit unterstützt. Der hinter, neben oder vor mir steht und auf mich aufpasst. King hatte seine Frau Tabitha, die den ersten Entwurf zu “Carrie” aus dem Mülleimer gefischt und ihm beim Drogenentzug geholfen hat.

Wann immer ich also von King spreche, meine ich genauso Tabitha und wann immer ich von mir spreche, dann spreche ich auch von dem Mann der hinter, vor oder neben mir steht. Danke, Uwe, für den Support.

Ich habe auf Red Bug Culture einen Beitrag zu Unterstützung geschrieben, der das Thema noch einmal ausführlicher behandelt, wer mehr lesen möchte, kann also einfach auf den Schreibblog meines Buchlabels Red Bug Culture hüpfen.

Stephen King - On Writing

Stephen King – On Writing #6 Bücher über das Schreiben

17. September 2013
Bücher über das Schreiben

Diesmal geht es um Bücher über das Schreiben. Ja, ich bin immer noch bei On Writing und finde es extrem gruselig (ihr wisst schon, das Leben und das Schreiben), dass Stephen King nun zum ersten Mal nach Deutschland kommt. Hamburg. Tickets hier. Mona/Tintenelfe, du gehst hin, du musst mir sagen, wie es war! Hamburg ist ja nicht Berlin … Und ich mache einfach weiter, als wäre nichts.

Zurück zum Thema.:Bücher über das Schreiben. Sind die überhaupt sinvoll? Was sagt King? Ich hatte von den drei Vorworten in On Writing erzählt und das zweite ist schon deshalb besonders, weil King es schafft, bei ca 125 Worten, viermal das Wort Bullshit fallen zu lassen. Wobei – fallen lassen … Bullshit! ist schon eher ein fester Schlag auf den Tisch. Erster Satz:

“This is a short book because most books about writing are filled with bullshit.” (Stephen King)

Bücher über das Schreiben sind alle Bullshit? King hat sich also vorgenommen, über etwas zu schreiben, was in seinen Augen eigentlich noch niemand vor ihm richtig hingekriegt hat? Mutig. Allerdings nennt er eine einzige Ausnahme: William I. Strunk “The Elements of Style ” und empfiehlt jedem angehenden Writer, dieses Buch zu lesen und ich gebe das gerne gleich so weiter.

Das Buch werde ich lesen, aber ich teile Kings Meinung hier nicht ganz, da ich noch nicht sehr viel Bullshit in Schreibbüchern gelesen habe. Allerdings habe ich mich auch nie mit “Besser schreiben für Dummies” beschäftigt, sondern hautpsächlich Bücher über das Drehbuchschreiben gelesen und fand sie ausnahmahmslos hilfreich. Hier mal eine kleine Liste. Es schadet nicht, sie alle zu lesen.

Bücher über das Schreiben
bullshit

IPC Laptop von 1997. Was für ein schöner Oldtimer. Man beachte die Disketten!

Anfänge

Als ich anfing, meinen ersten Roman zu schreiben, dachte ich nicht an Bücher über das Schreiben. Der Antrieb ging eher von einer kreativen Idee als von dem handwerklichen Gedanken aus. Ich dachte, das kriege ich ohne Anleitung hin, ist ja schließlich kein Ikea-Schrank und kreativ kann ich.

Für meinen ersten Roman hatte ich die gewagte Idee, einen interaktiven Roman zu schreiben. Es war schnell klar, dass diese Idee (zumal das Internet noch kein smartes Netz, sondern ganz schön träge war) mich komplett überforderte. Viele Kurzgeschichten (die ich mir seit Jahrzehnten nicht getraue durchzulesen) und drei Jahre später, versuchte ich dann erneut, einen Berlin-Roman zu schreiben. Erneut ohne Bücher über das Schreiben oder irgendwelche Online-Tipps. (Gab es die damals überhaupt schon?)

Drauflosschreiben

Ich liebe Struktur, ich bin gut darin, ich wollte einen Roman aus vier Perspektiven schreiben, ich dachte, das schaff ich. Morgens um 5 Uhr bin ich aufgestanden und habe im Winter, im Dunkeln an meinem kleinen Schreibtisch gesessen und auf meinem ersten IPC-Laptop geschrieben – und gelöscht – und geschrieben – und gelöscht u.s.w.

Den Hinweis von Wiliam Strunk Omit needless words brauchte ich nicht, ich habe ganze Sätze, ganze Seiten und nachher das ganze Manuskript gelöscht. Gott, war das schlecht!

Drehbuchschreiben

Nun – was mich aus diesem Kampf, um ein gutes Buch, eine gute Seite, einen guten Satz am Ende gerettet hat, war das Drehbuchschreiben. Oder zumindest die Aufgabe, statt 400 Romanseiten, einfach mal locker mit Dialogen gefüllte 120 Seiten Drehbuch zu schreiben. War das einfach! (Letztendlich natürlich nicht, die Meister des Fachs sind Genies). Ich hatte da irgendwie ein verborgenes Talent in mir entdeckt und hielt das auch nicht für weltbewegend. Also Drehbücher im Besonderen und Film im Allgemeinen.

Und diesmal begann ich die Sache systematisch und habe Schreiben gelernt. Was ich beim Drehbuchschreiben und Lesen der Bücher über das Drehbuchschreiben gelernt habe, wurde eine der Grundlagen meines Schreibhandwerks.

Ich hoffe, dieses eine Buch von King und vielleicht die kleine Ergänzung von meiner Seite helfen euch bei eurem Schreiben weiter.

Kennt ihr noch mehr Bücher über das Schreiben? Dann setzt sie gerne in die Kommentare.

Stephen King - On Writing

Stephen King – On Writing #5 Die Schriftstellerband

15. September 2013
Die Schriftstellerband

Heute geht es um die kleine Geschichte, die Stephen King in On Writing seinem ersten Vorwort erzählt. Ja, erstem Vorwort, denn davon gibt es drei. Das Buch hat drei Teile, drei Vorworte und das ist natürlich kein Zufall. Im ersten Vorwort erzählt King von – der Schriftstellerband.

Anfang der 90er Jahre hatte die Verlegerin Kathi Karnen Goldmark die Idee, eine Rock ‘n Roll-Band aus Schreibern (Drehbuchautoren, Journalisten, Schriftstellern …) zu gründen. Der erste Auftritt der Schriftstellerband fand auf der Bookseller Association Convention statt, das sollte es eigentlich sein, doch dann traf sich die Band noch ein paar Mal, dann regelmäßig und trifft sich wohl bis heute.

Die Autoren in dieser Band haben in meinen Augen die wunderbare Eigenschaft, sich nicht so ernst zu nehmen. Sonst hätten sie sich wohl kaum Rock Bottom Remainders (was man vielleicht mit Ladenhüter oder Restexemplare übersetzen kann) genannt. Ich liebe das! Ihre Homepage ist cool und stylish (seht ihr die kleinen Sternchen!) und am 16. Juni 2013 haben die Bandmitglieder das E-Book Hard Listening herausgebracht, in dem man Essays, Fotos, Audioclips und Videos findet. Logisch finde ich das gut! Stephen King war lange Lead-Gitarrist der Band und einer der Frontmänner und hatte Spaß.

Literatur und Spaß

Ich weiß, dass viele Menschen im Buchbetrieb denken, dass Spaß haben und Literatur nicht zusammenpassen. Kann man sich eine Rock ‘n Roll-Band mit Daniel Kehlmann, Clemens Meyer, Kathrin Schmidt, Elfriede Jelinek, Uwe Tellkamp vorstellen?

Zu den genannten Autoren habe ich sehr unterschiedliche Meinungen, aber es kommt nicht darauf an, ob ich sie für gut oder schlecht, nett oder unnett halte. Ich meine nur: Sie nehmen sich alle sehr ernst. Wie überhaupt ein großer Teil des Literaurbetrieb. Wogegen nichts spricht, wenn dieser Literaturbetrieb nicht mit einer gewissen Herablassung auf einige Schriftsteller herabsehen würde, die sie für weniger ernsthaft halten. Das ist in den USA nicht anders und natürlich ist Stephen King ganz klar, dass die meisten, die sich in dem Betrieb wichtig nehmen, ihn für einen weniger wichtigen Autor halten.

Nun gab es vor einem Gig der Band in Miami Beach ein Gespräch zwischen King und Amy Tan (Background-Vocal). Allein wegen dieser Gespräche beneide ich King schon um die Band. King fragte Tan, welche Frage von den tausenden, die ihr immer wieder gestellt werden, ihr denn noch nie gestellt worden sei. Und sie antwortete: Niemand hat mich jemals nach der Sprache gefragt. Niemand hat sie je nach ihrem Verhältnis zur Sprache in ihrem Schreiben gefragt. Und King ging auf, dass man von Bestseller- und Erfolgsautoren, die einem breiten Publikum gefallen, wohl nicht annimmt, dass sie der Sprache besondere Bedeutung beimessen.

VorurteileSchriftstellerband

Hier könnte eigentlich ein Werbe-Break kommen, um sich das noch mal durch den Kopf gehen zu lassen oder sich Chips aus der Küche zu holen (ich bevorzuge das Zweite). Für Stephen King, der schon über ein Jahr mit dem Gedanken spielte, ein Buch über das Schreiben zu schreiben, war das ein weiterer Hinweis: Okay, sie fragen nicht nur mich  nicht, sie fragen uns alle nicht nach der Sprache.

Müller und Jelinek – klar. Oder wie King erzählt: Updike und DeLillo – natürlich.

Kurz, dieses Buchprojekt war ein wenig frech: King schreibt über das Schreiben, ho, ho, ausgerechnet – und er wusste das selbst. Darum hat er so lange gezögert und auch ein wenig Angst gehabt, sich lächerlich zu machen oder aufgeblasen zu wirken. Ich muss sagen: Respekt – denn es ist mutig und wichtig. Und angefangen hat es bei und mit der Band.

Ich denke an die Buchmesse. Wie schön wäre es, wenn ich in einer Schriftstellerband – sagen wir eine Funk- oder Punk-Band – wäre. Und während der Messe einen coolen Auftritt hätte. Das wäre genau mein Ding. Und anschließend könnte man ein wenig über Sprache und Schreiben, das Handwerk und die Magie reden. Atlantik, wo bist du und all you can hear is Radio Gaga. Wir würden Chips essen und uns Witze erzählen und hätten bestimmt viel Spaß mit unseren Lesern, die natürlich alle VIP-Karten bekommen würden. Ach ja …

Stephen King - On Writing

Stephen King – On Writing #4 Henne oder Ei

15. September 2013
On Writing – henne oder Ei

Stephen King hat On Writing in drei Teile eingeteilt:

  1. Eine kleine Autobiografie,
  2. eine Abhandlung über die Grundvoraussetzungen zum Schreiben (On Writing)
  3. und einen Abschnitt On Living, er nennt es Postscript.

Ich würde sagen, es ist der große Schlussakkord seines Buches. Padam! Denn während er in den ersten zwei Kapiteln sowohl emotional als auch logisch an das Schreiben herangeht, herrscht im letzten Kapitel eine Stimmung von Chaos und, hm, surrealem Horror. Was natürlich nicht zufällig genau das ist, was seine eigenen Bücher ausmacht.

Auch schon im ersten, autobiografischen Teil ist Horror in ganz alltäglicher Form vorhanden: Arztbesuche und Behandlungen mit unerträglichen Schmerzen als Kind, extreme Armut und absurde Jobs als junger Familienvater, starke Alkohol- und Drogensucht sowie Entzug später. Dazwischen irgendwo der Erfolg. Man hat fast das Gefühl, er ist ein weiterer Horrorfaktor, aber Stephen King sagt das nie. Ich frage mich: Was war eher? Henne oder Ei? Der Horror oder der Wunsch, diese Art von Erfahrungen zu machen?

Henne oder Ei

Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals in meinem Leben ein Handwerk erlernen werde. Und beim Lesen in Büchern über das Schreiben, ist es schön zu merken: Du verstehst etwas von diesem Handwerk. Ich bin in einer Akademikerfamilie aufgewachsen: Mutter Doktor, Vater Professor, die meisten Tanten und Onkel Lehrer. Doch ich bin nicht dafür gemacht. Wenn man seine Puppenkleider mit Tesafilm “näht”, dann ist allerdings auch Handwerk keine echte Alternative. Mütterlicherseits und großmütterlicherseits gab es einige Hallodries und Spieler und irgendwann war mir klar, dass ich vermutlich mehr das Erbgut dieser Seite geerbt habe, denn alles, was etwas verboten oder gefährlich oder riskant ist, zieht mich magisch an.

Handwerk und Erfahrungen

Dann natürlich die Frage: Was wird man mit dieser Mischung? Und warum ist man schließlich etwas Bestimmtes geworden? Ich wundere mich immer, wenn in Biografien von Autoren steht: “Ich habe immer schon viel gelesen und viel geschrieben.”

Nun, logisch, das ist dein Handwerk, das hast du doch hoffentlich gelernt. Ich möchte ja auch bitte nicht, wenn ich mir die Werbebroschüre eines Bäckers ansehe, lesen: “Ich habe schon immer viel gebacken.” Davon gehe ich mal aus.

Meine Frage an den Autor ist: Hast du irgendetwas (erlebt), das sich aufzuschreiben lohnt?  Stephen King hat natürlich viel gelesen und viel geschrieben. Sein Handwerk gelernt. Er sagt, dass es eine der Hauptvoraussetzungen für das Schreiben ist. Absolut einverstanden. Doch was seinen Texten den besonderen Kick gibt, ist sicher etwas anderes. Ich denke, es ist zu einem großen Teil sein Leben. Seine Lebenserfahrungen.

Schreiben

Als ich mein erste Buch schrieb (Radio Gaga) stellte ich zum ersten Mal fest, dass es nicht möglich ist, einen Protagonisten einfach sterben zu lassen. Jedenfalls nicht, ohne der Geschichte und seinen Charakteren zu schaden (Das Buch ist der Boss!). Ich habe auf das Buch gehört und fand mich großzügig.

Beim dritten Buch hatte sich das Kräftverhältnis schließlich so umgekehrt, dass ich Angst hatte, im Skiurlaub zu verunglücken, weil ich dem Hauptprotagonisten in meiner Geschichte einen üblen Skiunfall angehängt hatte. Henne oder Ei. Ich war richtig erleichtert, als bei einem Sturz meine (echt teure) Ray-Ban-Sonnenbrille kaputt ging und ich sie sie sofort als Ersatzopfer anbieten konnte. Ist das verrückt? Ich weiß es nicht genau, aber je länger ich schreibe, desto sicherer bin ich, dass zwischen dem Leben und dem Schreiben eine sehr enge Beziehung besteht, die man nicht unterschätzen darf. Vermutlich trifft das auch auf andere Künste wie Schauspielerei/Bildende Kunst/Musik etc zu.

Mir gefällt außerordentlich, dass Stephen King dies nicht nur genauso sieht, sondern es in seinem Buch auch ausdrückt//zeigt//beschreibt. Leben und Schreiben – gehören zusammen.

Stephen King - On Writing

Stephen Kings – On Writing #2 King Size

13. September 2013
King Size

Es heißt ja immer, man trifft sich dreimal im Leben. Was ich nicht bestätigen kann. Irgendwie treffe ich die Leute entweder ständig oder nie. Doch was Stephen King angeht, könnte es hinkommen. (Sollte ich ihn jetzt noch einmal persönlich treffen, muss ich ihm allerdings sagen, dass diese Dreier-Regel einfach Unsinn ist). Das erste Treffen war unbewusst, das zweite sehr bewusst.

Und es gibt eine kleine Vorgeschichte. Ich hatte 2005 mein erste Buch veröffentlicht und ich kann nicht sagen, dass ich besonders cool mit der Angelegenheit umgegangen bin. Obwohl ich Glück hatte, Preise gewonnen habe und alle, wirklich alle, sehr nett zu mir waren. Es ist schon seltsam, wenn man die ganze Zeit darauf wartet, dass mein Buch im Buchladen liegt und es dann tatsächlich da liegt – klar, toll – und  etwa zwei Monate später schon wieder weg vom Büchertisch ist und es kurz darauf sogar die wenigen Fans nicht mehr in ihrem Buchladen bekommen können.

Gekommen um zu bleiben

Die Band “Wir sind Helden” veröffentlichte im selben Jahr “Gekommen um zu bleiben” und ich fragte mich, ob ich mir nicht eher DAS hätte wünschen sollen. (Nun, 2012 kündigen die Helden eine längere Pause an – ich schätze, sie sind auch nicht geblieben, sondern haben sich leise rausgeschlichen.)

Während mein Buch also verschwindet, setzt sich eine Vampir-Tetralogie in den Läden fest und ich muss mich ernsthaft fragen: Was habe ich falsch gemacht, wenn DAS richtig ist? Wenn alle JA! schreien, findet man sich irgendwann komisch, wenn man WAS? fragt. Und mitten in meiner *hm* Verzweiflung steht ein Schriftsteller auf und sagt: “Schaut doch mal, der König, der hat ja gar keine Kleider an!”

Sagt es einfach. gerade als alle die tollen Kleider bewundern. Und das war King. Natürlich hat er es anders gesagt. King über Meyers. Etwas grob, zugegeben, aber von da an war ich beruhigt. Egal, was um mich herum an Verrücktheit in Bezug auf Bücher und Literatur vor sich geht, ich bin beruhigt.

Qualität

KingEiner hat es ausgesprochen. Einer hat uns daran erinnert, dass man mit Sprache sehr unterschiedlich umgehen kann und dass hohe Verkaufszahlen nichts mit Qualität zu tun haben. Einer, dem man nicht vorwerfen kann, er wäre bloß neidisch, da sein Erfolg und Einkommen (immerhin 45 Millionen Dollar im Jahr) dieses Argument sofort entkräften.

Natürlich gab es einen Aufstand. Und natürlich glätten die Wogen sich wieder. Doch von damals (etwa 2009) bis heute bleibt eine Frage für mich unbeantwortet: Warum hat King das getan? Er hätte ja auch schweigen können. Sich viel Ärger und Häme ersparen können. (Nebenbei bemerkt enthält seine Aussage ein großes Lob für J.K. Rowling). Trotzdem: Die Frage blieb offen. Und nun lüftet sich der Schleier. Seit ich “On Writing” lese, sogar ein ganz großes Stück. Und endlich kommt Klarheit in meinen Kopf und die Verkaufsränge werden mir egal (obwohl ich gerne oben stehe) und auch die “lieben 2 Sterne, die ich gerne vergebe” können mich mal –  King Size ist mein neues Small.

Genau deshalb, weil einen die Verkaufränge der anderen Autoren, ihr Erfolg und der eigene Kampf um ein gutes Buch manchmal aus der Bahn werfen können, empfehle ich King’s On Writing nicht nur für Menschen, die besser Schreiben lernen wollen, sondern allen, für die Schreiben KUNST ist.

Allgemein

Hello world?

14. August 2013
Hello World

Aus unerklärlichen Gründen überlege ich mir immer Projekte, die mir anschließend den Angstschweiß auf die Stirn treiben. Warum ein Blog? Warum Hello World? Du wirst nie Zeit haben, ihn mit Einträgen zu füllen? DOCH. Ja, ich kenne die Blogs von Autoren, auf denen sich regelmäßig dafür entschuldigt wird, warum dort nicht gebloggt wird. Zu viel zu tun! – Ich muss schreiben! Bullshit. Bloggen ist auch schreiben. Und ich bin auch nicht ganz selbstlos. Ich glaube, dass Bloggen zu besserem Schreiben führt, es flüssiger und lebendiger macht. Zumindest – wie Homöopathie – nicht schaden kann und ebenso feinstofflich ist. Es geht mehr unter die Haut, als ein tausendmal überarbeiteter Text. Ich lese Blogs gerne, ich … muss es einfach tun.

Logisch, zum Blog gehören die Leser. Meinen ersten Blog (so um 2006) hat vermutlich niemand gelesen. Ich wollte es auch irgendwie nicht. Ich bin ein großer Tagebuchschreiber, also – Schreiben hilft, dass es ein anderer liest – ist nicht unbedingt nötig. (So zu diesem Zeitpunkt ändere ich mal die Kategorie von Allgemein zu Über das Scheiben). Darum geht es. Auch. Und dann fahre ich nächste Woche für 4 Wochen in die USA. Und finde das einen guten Zeitpunkt zu starten. Eine Art Reisetagebuch. Also, wer mitkommen/lesen will, ist herzlich eingeladen.