Gut für zwischendurch
Um es gleich zu sagen: Ich liebe Rezensionen. Und Buchblogger. Ich verdanke Ihnen eine Menge. DANKE. Ich finde es großartig, wenn Leute sich aktiv und kreativ über Bücher Gedanken machen. Und es ist genial, dass Autoren auf diese Weise eine Rückmeldung von den Lesern bekommen. Ich lese gerne Rezensionen. Und zwar nicht nur die über meine eigenen Bücher. Allerdings – zugegeben – es müssen gute Rezensionen sein. Präziser gesagt: Gut geschriebene Rezensionen. Ob es 5 oder 1 Sterne-Rezensionen sind, ist mir nicht so wichtig, sie sollten nur gut formuliert, emotional mitreißend und aufrichtig sein.
Die gut formulierten sind für mich als Worthandwerkerin natürlich eine reine Freude. Einer emotional mitreißenden Kritik verzeihe ich ungeschickte oder falsche Formulierungen, denn ich verstehe, dass nicht jeder, der etwas über Bücher schreibt, wie ein Schriftsteller schreiben kann. Aber Aufrichtigkeit verlange ich.
Kritik und Rezension
Die meisten Autorenkollegen sagen: “Ich lese keine meiner Kritiken, weder die guten noch die schlechten, das regt mich nur auf/ist alles falsch/verletzt mich.”
Das finde ich schade, denn aus Rezensionen können wir Autor*innen sehr viel lernen. Was gefällt dem Leser, was versteht er, was erkennt er? Wo ertappt er mich bei einer Unaufrichtigkeit oder findet einen Fehler? Warum sollte man sich diese Tipps wegen ein paar – nun – schlecht geschriebenen, oberflächlichen Kritiken entgehen lassen?
Gute Rezensionen
Ich bin überzeugt, wenn mehr Autor*innen positives Feedback auf gut geschriebene Rezensionen gäben, würden es bald mehr von ihnen geben. Das könnte für beide Seiten ein Gewinn sein. Eine Rezension ist immerhin (auch) ein geschriebener Text und wer könnte den besser beurteilen als ein Autor? Aber zugegeben, die Sache hat einen Haken. Wie sieht das aus, wenn ich eine 5 Sterne Kritik verreiße? Vermutlich undankbar. Und wenn ich eine 1 Sterne Kritik kritisiere, wird jeder sagen, ich sei nur beleidigt. Wir Autor*innen sind hier etwas in der Klemme. Daher möchte ich meinen leidenschaftlichen Appell an bestimmte Buchkritiker*innen richten: Wenn ihr euch wünscht, dass eure Rezensionen mehr von Autor*innen gelesen werden, dann schreibt bessere. Gebt nicht mehr Sterne, sondern schreibt einfach besser durchdachte, formulierte oder auch aufrichtigere Kritiken. Spart euch Wortbausteine und Worthülsen:
- Der Hammer
- Das beste Buch, das ich je gelesen habe
- Fulminant
- Furios
- Ein würdiger Abschluss dieser Trilogie/Reihe/Serie
- Gut für zwischendurch
Gut für zwischendurch ??? Für mich ist das eine der schlimmsten Phrasen, die mir immer wieder in Rezensionen begegnet. Denn – was soll das heißen? Morgens wird Thomas Mann gelesen, abends Goethe und Schiller und zwischendurch all die oberflächlichen Bücher, die keine Tiefe haben? Moment mal, Leser*in, Bücher, die es nicht wert sind, in der Primetime deines Lebens gelesen zu werden, die solltest du überhaupt nicht lesen.
Klar verstehe ich, was damit gemeint ist. Keine Literaur. Etwas, das der Unterhaltung dient. Aber auch ein “literarische Buch” kann sehr schlecht geschrieben sein. Und ein Buch, das nur aus Unterhaltungszwecken verfasst wurde, brillant sein. Ihr seid hier also in eine Falle getappt, die Menschen aufstellen, die Unterschiede zwischen “Literatur” und “anderen Büchern” machen. Aber das ist Unsinn. Ehrlich. Es gibt nur gut geschriebene und schlecht geschriebene Bücher. Und wie unterscheidet man die? Okay, das können wir den Literaturkenner*innen überlassen. Denn es gibt Unterschiede, auch wenn viele Leser*innen sie nicht sehen.
Gute Bücher unterhalten
Keine Autor*in schreibt “gut für zwischendurch”. Egal, ob sie einen leichten Liebesroman oder einen dramatischen Roman über Krebs und Tod verfasst. Wenn jemand ein Buch schreibt, dann nimmt er oder sie es immer wichtig.
Daher, liebe Rezensent*innen, nehmt eure Rezensionen genauso wichtig. Schreibt sie mit Sorgfalt und Leidenschaft, verbannt Phrasen und dumme Bewertungen wie “gut für zwischendurch”. Schreibt eure Rezensionen so sorgfältig wie die Autor*innen, deren Bücher ihr lest und von denen ihr ja auch einen guten Ausdruck und gut überlegte Wortwahl erwartet. Und schreibt sie nicht zwischendurch, sondern in der Primetime eures Lebens. Ansonsten – schweigt lieber. Dafür – vielen, lieben Dank.