#33 Frauen

33 Frauen #Prolog

14. April 2020
33 Frauen

33 Frauen ist mein Blog-Projekt für 2020 und ich beginne einmal mit einem Prolog, also einem ersten Blogbeitrag mit einer kleinen Vorrede.

Warum 33 Frauen (#33frauen)? Nun das Projekt begann eigentlich schon vor längerer Zeit in meinem Studium (Kunstgeschichte, Theologie und Judaistik). Ich habe das Studium nicht sofort nach der Schule begonnen, sondern erst nachdem ich mich für die Kunst entschieden hatte.

Kunst war Praxis und aufregend, genau wie mein Leben damals. Auch, weil ich zu dieser Zeit mit vielen Menschen zusammengelebt habe, in WGs und Lofts und mit am Ende mit fünf anderen Künstlern (tatsächlich nur Männern) in einem Atelier gearbeitet habe. Ein Studium ist ruhiger und das brauchte ich nach diesem Lebensabschnitt.

Mir fehlte auch die intellektuelle Auseinandersetzung, das Lernen. Ich liebe es zu wachsen und zudem war das Studium die perfekte Möglichkeit, mein Leben ein wenig zu entschleunigen.

Ich habe aus dieser Zeit sehr viel mitgenommen, vor allem theoretisches Wissen. Ich studierte mit Leidenschaft, ich saß auch in den Semesterferien in der Bibliothek und nutzte mein Studium für ein Seitenforschungsprojekt. Ich fragte mich: Wie ist es möglich, als Künstlerin mit Kindern in einer guten Beziehung zu leben und dabei noch finanziell unabhängig zu sein? Wie geht das? Wer hat das schon geschafft?

Kunst & Kinder

Ich habe in dieser Zeit jede Künstlerinnen-Biografie gelesen und alles, was ich über die Heldinnen der modernen Kunst, Schriftstellerinnen und Wissenschaftlerinnen finden konnte. Wie haben die das gemacht? Hinbekommen? Wie haben sie Job und Leidenschaft und Kunst und Familie unter einen Hut gebracht. (Hut? Hm …)

Es gab sehr verschiedene Lebenswege, aber schnell zeichnete sich ab, dass die erfolgreichen Künstlerinnen eher keine oder nur ein Kind hatten (manchmal lebte es beim Vater). Die, die es trotzdem anders versucht haben, mussten irgendwann etwas aufgeben – manchmal sogar ihr Leben.

Ich fand heraus, dass es sehr viele Künstlerbeziehungen gab und gibt, in denen der Mann sehr berühmt war/ist (z.B. Rodin) und die Frau als die Muse angesehen wurde/wird, obwohl  sie eine mindestens ebenso talentierte Künstlerin war/ist. Das war schmerzhaft und lehrreich und eine gute Vorbereitung für mein späteres Leben.

*Zu diesem Zeitpunkt lebte ich in einer sehr freiwilligen Fernbeziehung  zu meinem späteren Partner.

Arbeit & Familie

Kunst und Familie zusammen zu leben, war offensichtlich schwierig. Aber wie sah (und sieht) es mit Kunst=Arbeit und Familie aus? An vielen Stellen meines Lebens musste ich zwischen Kunst und Arbeit/Familie entscheiden und das war schmerzhaft und manchmal auch ungerecht.

Als ich das erste mal schwanger wurde, wollte ich giftige Substanzen (Farben) im Atelier meiden und auch nicht so schwer tragen. Ganz allgemein fehlt mir auch der Antrieb, mich oder etwas von mir zu zeigen. Ein dicker Bauch macht sich auch bei einer Vernissage nicht so wirklich gut. Das meine ich nicht optisch oder modisch, sondern weil nach draußen gehen und ein Nest bauen zwei sehr unterschiedliche Dynamiken sind.

Je mehr ich forschte, desto klarer wurde mir, dass mein Wunsch, Kinder, Karriere und Kunst zusammen hinzubekommen, sehr fordernd werden würde.

Das hängt ganz oft auch mit der Arbeit zusammen, wie wir sie definieren und wie wir glauben, Geld verdienen zu müssen. Manchmal wird Arbeit von alten Vorstellungen dominiert, dabei könnte sie anders sein. Wir erwarten immer noch, dass Menschen an ihrem Arbeitsplatz bleiben, statt zu Hause sein zu dürfen und von dort zu arbeiten. In Zeiten von Internet und Skype sollte das eigentlich selbstverständlich sein. Vieles würde dadurch einfacher und – reden wir Umweltschutz – die Autos müssten auch nicht ständig bewegt werden. Aber das ist dann schon wieder ein anderes Thema.

33 Frauen

Immer wieder gab es Zeiten, in denen ich nicht wusste, wie ich das alles hinkriegen soll. Und immer gab es Frauen, die mir mit ihrem Leben gezeigt haben, dass es doch gehen kann. Selten in allen Aspekten gleichzeitig. Und sehr oft musste ich mir über den Preis klar werden, den eine Frau für ihr Leben zahlt.

Frida Kahlos Leben zum Beispiel. Mit 18 von einem Bus verletzt und ihr Leben lang mit Schmerzen lebend, nicht mehr in der Lage Kinder zu bekommen, zweimal mit dem gleichen Mann verheiratet, unter dessen Untreue sie litt, dem sie aber auch selbst untreu wurde, Anhängerin von Stalin …

Frida Kahl findet man in jedem Rebel-Girl Buch als schillerndes Vorbild – aber will ich das? Nein. Egal wie berühmt ihre Kunst jetzt sein mag. Für mich lohnt es sich immer, genauer hinzusehen, wenn es um weibliche Vorbilder geht.

Und natürlich – Was für mich gilt, muss für niemanden anderen gelten. Daher verstehe ich meine Auswahl an Vorbild-Frauen als extrem subjektiv.

Zum Schluss: Haben mich auch Männer beeinflusst? Aber ja! Aber nicht unbedingt in Fragen von Schwangerschaft und Kinderkriegen, in Vereinbaren von Haushalt, Arbeit und Kindern oder im Leben von Beziehungen zu Männern. Frauenthemen? Genau.

Lass dir nie von einem Mann sagen, wie du als Frau zu leben hast.

Bis bald

Katrin

 

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